Um etwas nach 7 Uhr abends waren wir bei dem Boot. Unser Fischer-Freund wartete bereits auf uns. Mit dem großen Lächeln im Gesicht begrüßte er uns. Er hat sich in schönere Kleidung umgezogen und er hat sich rasiert. Wir waren so erstaunt, dass wir erst beim Einsteigen ins Boot den ganzen Umfang von seinen Vorbereitungen merkten: das ganze Boot war ausgewaschen, aufgeräumt, alle Flächen waren mit Teppiche bedeckt. Auch der 'Tisch' war mit einem Teppich dekoriert.
Der Gastgeber zeigte uns mit den Gesten, dass wir die Schuhe ausziehen sollen. Boot ist wie Zuhause - man zieht die Schuhe aus. Gut. Wir platzierten uns bei dem 'Tisch'. Da der Tisch nur ein breites aber ziemlich niedriges Aufbewahrungsbox war, mussten wir auf den Knien sitzen.
Unser Freund legte stolz die Fische auf den Tisch aus. Roh...
Mein Mann und ich wechselten die verzweifelten Blicken aus. Fisch roh essen? Darauf waren wir nicht vorbereitet.
'Okay - dachte ich mir - vielleicht können wir noch schnell eine Ausrede finden warum wir jetzt ganz ganz dringend weg müssen...' Nur es fiel mir nichts ein und inzwischen holte der Fischer eine Pfanne und Öl heraus. Wir atmeten mir Erleichterung aus.
Jetzt leuchtete es mir ein! Am Flughafen Graz kaufte ich mir ein Büchlein über Türkei und dort drinnen stand, dass in Türkei wird es erst dann mit dem Kochen angefangen, wenn der Gast angekommen ist! Der Hintergrund ist einfach: sollte dem Gast was dazwischen kommen und er verspätet sich oder kommt gar nicht, braucht er kein schlechtes Gewissen zu haben, denn es wurde ja noch nichts gekocht. (Diese Tradition würde ich gerne mit nach Österreich nehmen, denn ich verspäte immer und überall und muss mit schrecklichen Schuldgefühlen leben.) Außerdem wird es in Türkei dem Gast zuerst vorgeführt, was es gekocht wird. Erst nach dem der Gast es roh sah, wird es quasi zum Kochen freigegeben. Genau das erlebten wir jetzt im Boot.
Fisch war schnell ausgebraten. Der Tisch wurde mit den Zeitungen belegt, damit es keine Fettflecken auf dem Teppich entstehen. Zum Fisch wurde Brot und Wasser serviert.
Mann, war der Fisch gut! Wir haben den Koch ununterbrochen gelobt.
'çok lezzetli, teşekkür ederim!' - 'sehr gut, danke schön!'
Nach dem Essen tranken wir schwarzen Tee und unterhielten uns über den Bazar in Serik. Es war ein toller Abend. Wir waren glücklich eine Möglichkeit zu haben Türkei ganz anderes als wie die meisten Touristen erleben zu dürfen. Und es gefiel uns immer mehr!
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