Mittwoch, 24. Februar 2016

Familienurlaub auf Russisch

Vor kurzem war ich auf Heimaturlaub und Familienbesuch in Russland. Da sind bei mir sehr viele lustige Erinnerungen hochgekommen, dass ich einen Post über frühere Zeiten verfasst habe. Über die Zeiten, als ich bei den Familienurlauben noch in die Kategorie 'Kind' hineingefallen war :)



Urlaub auf Russisch ist per se aktiv. Man muss doch aus sehr begrenzten Zeit- und Geld-Ressourcen das Maximum rausholen. Und ein Kind ist grundlegend ein nichts-zahlendes aber viel-wollendes Familienmitglied. Und damit ich trotz meiner Geldlosigkeit einen Beitrag zu dem Urlaub leiste, haben meine Eltern spezielle Urlaubsregeln aufgestellt. Nur für mich.

Vermerk 1. Bitte versucht nicht das zu Hause mit euren Kindern nachzumachen.
Vermerkt 2. Es gibt in Russland auch normale Familien :)
Hier sind also die Regeln.

Teilnahmevoraussetzungen
Damit ich überhaupt mitfahren durfte, musste ich während der Reise ein Tagebuch führen. Darin sollte ich Notizen machen, die ich dann für meine Berichterstattung (siehe Berichterstattung) verwenden konnte.

Pflichten und Aufgaben
Da wir im Sommer mit dem Auto zum Schwarzen Meer fuhren, hieß es dann 3000 km hin und gleich viel zurück. Vor 10-15 Jahren gab es noch keine andere Navi-Geräte als Karte, Kompass und Sterne :) Daher musste ich die Skipper-Aufgaben übernehmen und den ganzen Weg bereits zu Hause ausarbeiten. Während der Fahrt musste ich Papa (als einzigen Führerscheinbesitzer in unserer Familie) dementsprechende Anweisungen geben, damit wir ja auf dem richtigen Weg bleiben und auch irgendwann beim Ziel ankommen.

Flexibilität
Wenn nur einem von den Mitreisenden das Lenkrad anvertraut werden kann, müssen bei einem 3000 km langen Weg mindestens 2 Übernachtungen eingeplant werden. Naja, und was Übernachtungen betrifft... billig Reisen erfordert Flexibilität. Das heißt 2 Mal von der Straße abfahren, einen ruhigen Ort suchen, mitten im Nirgendwo Zelt aufschlagen... und eine spannende Nacht unter Sternenhimmel mit leidenschaftlichen Gelsen verbringen :)

Ausdauer...
... muss man haben. Sonst kann man nicht in einem kurzen Urlaub VIEL erleben. 3 Museen an einem Tag waren kein Problem für mich.

Begeisterung
Vor kurzem habe ich einen Artikel gelesen, dass Eltern auf Reisen das unternehmen sollen was sie selbst interessiert und nicht all zuviel Rücksicht auf ihre Kinder nehmen sollen . Denn Kinder finden alles, was ihre Eltern machen, interessant.
Ja... ich kann mich noch sehr gut an meine unendliche Begeisterung erinnern... wenn ich im Regen Papa beim Fischen zuschauen dürfte. Das hat mich tatsächlich brennend interessiert.

Berichterstattung
Zurück zu Hause mussten alle nicht-zahlenden Familienmitglieder ihre Berichte erstatten. Die Rahmenbedingungen wurden bereits vor Reiseantritt abgesprochen: 10 Seiten A4, Schriftart Times New Roman, Schriftgröße 10, Absätze und Abstände wurden auch bestimmt :) Eltern austricksen war schwer.

So lässt es sich im Urlaub leben :) Richtig entspannt und bereit für das neue Schuljahr kam ich aus unserem aktiven Familienurlaub zurück und mein einziger Gedanke war: 'Bis zum nächsten Mal spare ich lieber und zahle meinen 'Beitrag' in Scheinen aus'.

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